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Die Technik der XT600Z Ténéré

Der Kenner weiss es längst und der aufmerksame Laie wird es erkannt haben: Die XT600Z ist eine Enduro mit Einzylindermotor. Großvolumige Singles haben bekanntlich viel Drehmoment und sind wenig drehfreudig - so auch die Ténéré. Wenn sie bei 6500 U/min ihre Nennleistung von 46 PS erreicht hat, ist das maximale Drehmoment von 51 Nm schon längst überschritten. Schaltfaule Fahrer von Joghurtbechern, die es gewohnt sind, den zweiten Gang von Schrittgeschwindigkeit bis zum Autobahntempo zu bemühen, werden sicherlich keinen Spaß an der XT haben. Doch dafür kauft sich niemand diese Enduro. Die XT schreit nach flotten Starts mit mächtig viel Biss, nach löchrigen Feldwegen oder gemütlichem Touren. Die Kraft wird bei der Ténéré schon bei wenig mehr als der Leerlaufdrehzahl auf die Straße übertragen, bei grün werdender Ampel ist ihr Fahrer meist schon Yards entfernt, wenn die anderen Verkehrsteilnehmer noch nach dem Gang suchen.
Leider braucht es nicht viel, unseren Raser wieder einzuholen - die gemessene Höchstleistung von etwa 42 PS reicht durchaus, ein 150 kg leichtes Moped wie das Schwestermodell der Ténéré, die XT 600 Typ 2KF, zu flottem Vorankommen zu animieren. Die fast (bei meinen Zubehör-Anbauten sogar über) 190 kg Gesamtgewicht vom Modell mit dem "Z" zwingen den einzigen vorhandenen Kolben aber schnell in die Knie. Jüngere Konkurrenten heutiger Baujahre sind sicherlich deutlich leistungsfähiger.
Trotzdem gehört die "Dicke" mit ihrem Tankinhalt von 23 Litern noch längst nicht zum Altmetall. Vollgetankt kann man weit über 400 km ohne Tankstopp mit ihr zurücklegen - wenn man es denn möchte, was auf einer Enduro sicherlich nicht gerade angenehm ist! Der Fahrer hängt trotz kleiner Cockpit-Scheibe und neckischer Spoiler links und rechts der Doppel-Scheinwerfer voll im Fahrtwind. Die Nackenverspannung ist so schon vorprogrammiert. Und wer den vibrierenden Lenker einen Tag lang fest im Griff hatte, braucht abends seinen wärmenden Kaffee auch nicht mehr umzurühren - das erledigt die im verinnerlichten Takt des Motors zitternde Hand ganz von alleine. Im Vergleich zu anderen Vertretern der Gattung "Langbeiniger Stoppelhopser" bietet die Ténéré aber noch wesentlich mehr Komfort: Ihre Sitzbank ist lang genug für zwei Reisende, deutlich besser gepolstert als die Sitzkissen der Konkurrenten und die Sitzposition ist so, wie man sie sich wünscht. Der Fahrer sitzt im bequemen Abstand zum Lenker, seine Füße erreichen, sofern er nicht gerade von japanischen Wuchs ist, den Boden, die Beine finden während der Fahrt Platz in den seitlichen Tankmulden und sind dabei auch nicht zu stark angewinkelt.
In der Originalausstattung gibt es noch ein Bonbon, das aber in bestimmten Situationen bitter schmecken kann: Das hintere Mono-Federbein mit Federweg von 235 mm taucht beim Aufsitzen ganz tief ein, während die Gabel ihre gewaltigen 255 mm Federweg nur bei Belastung etwas verringert. Dadurch ergibt sich der angenehme Effekt, dass der Fahrer quasi in der Maschine sitzt, hinter einem hohen Tank und einem noch höheren Cockpit. Der Fahrer wird Teil des Schwerpunktes und kann die Maschine noch einfacher durch Körperverlagerung steuern. Und die Ténéré wird zum Kurvensucher - genial für Serpentinen und Stadtkurse! Leider neigt das Heck aber in Schlaglöchern zum Schaukeln bis hin zur Unfahrbarkeit auf holprigen Strecken. Wer seine Ténéré auch gerne über Sand und Schotter hetzen möchte, tut gut daran, sich im Zubehörmarkt eine stärkere Feder zuzulegen.
Womit wir bei der dritten Bestimmung der XT600Z währen: Dem Feldwege-Räubern. Es dürfte klar sein, daß eine vier Zentner schwere Last keine Motocrosstauglichkeit besitzen kann. Bereift mit den grobstolligen Original- Reifen der '86er Ténéré bringt aber ein Ausritt ins Grüne mächtig viel Spaß. Dann zeigt sich auch die Kraft des Motors, der gutmütig jedem Befehl zum Gasgeben gehorcht. Und auch die Bremsen sind ideal für losen Boden. Während die Einkolben-Scheibenbremsanlagen vorn und hinten glücklicherweise im Gelände jede Giftigkeit vermissen lassen, bin ich als Fahrer in Gebirgsabfahrten mit voll bepacktem Lastkraftrad schon häufig an die Grenzen von Material und Nerven gestoßen - Bremswirkung kaum vorhanden! Leider ist mir keine Möglichkeit der Umrüstung auf bessere Bremsen bekannt. Was man aber mit einfachen Mitteln noch weiter verbessern kann ist die Geländetauglichkeit, etwa durch den bereits erwähnten Austausch der hinteren Feder.